Friedhof der Zukunft
Rückblick auf den Workshop 03/24 in Süßen
Was tut sich auf dem Campus Vivorum in Süßen?
Am 7. März 2024 trafen sich die Mitglieder der Genossenschaft Netzwerk Stein auf Einladung des Teams „Raum für Trauer“ zum 6. Themenworkshop „Friedhof der Zukunft – Wo bleiben wir?“ auf dem Campus Vivorum in Süßen, neben dem Gelände der Kunstgießerei Strassacker.
Trotz Bahnstreik und dem zu erwartenden Chaos auf den Straßen kamen viele Mitglieder der Netzwerk Stein bei frostigem Märzwetter auf den Campus Vivorum, um zu erfahren, was sich ein Jahr nach unserem 2. Workshop „Friedhof der Zukunft – Wo bleiben wir?“ getan hat.
Als wir die schwere Türe des Aufzugs öffneten, wurden wir sogleich von dem Duft einer herrlichen Gulaschsuppe und einem fabelhaften Chili sin Carne begrüßt. Was braucht man mehr, ein gutes Essen, Kolleginnen und Kollegen, die man schon lange nicht mehr gesehen hat und einen freundlichen Gastgeber. Da schlägt das Steinmetzherz höher und so war es auch sehr schwer dem geselligen Zusammentreffen ein Ende zu setzen, die kollegiale Runde an die eckigen Tische zu führen und mit dem Workshop zu beginnen.
„Was erwartet ihr von dem heutigen Tag?“ – So begann Günter Czasny nach der Begrüßung seinen Vortrag und man konnte auch gleich an den Antworten spüren, dass die Sehnsucht nach neuen Wegen in der Friedhofsgestaltung die Steinmetze und Bildhauer hier zusammengeführt hat. Neue Grabarten der Kommunen, so war oft zu hören, berücksichtigen nicht mehr die Belange des Gewerks. Den „Ball“ nahm Günter Czasny gerne auf. Solange die Relevanz von Friedhöfen in der Gesellschaft nicht im ausreichenden Maße vorhanden ist, werden wir uns schwertun. Unsere Aufgabe ist es Akzeptanz zu schaffen und den trauernden Mitmenschen in den Mittelpunkt der Friedhofsgestaltung zu stellen. Dürfen wir Trauerhandlungen am Grab untersagen oder nehmen wir damit nicht der letzten Ruhestätte ihre eigentliche Bedeutung? Selbstbestimmtes Handeln der Trauernden, ohne dabei eine Pflegeverpflichtung zu haben, das sollte das Ziel für neue Grabarten sein. Mit diesem Ziel haben sich die Beteiligten der Initiative Raum für Trauer auf dem Campus Vivorum auseinandergesetzt, um neue „menschenzugewandte“ Lösungen sichtbar werden zu lassen. So führte uns Herr Czasny Schritt für Schritt durch die Forschungsergebnisse die Wissenschaftler verschiedenster Disziplinen über mehrere Jahre durchgeführt haben.
Doch die Steinmetzin und den Steinmetzen zieht es ins Freie und so waren die Teilnehmer froh jetzt die praktische Umsetzung auf dem Campus sehen zu dürfen. Aufgrund der hohen Teilnehmerzahl wurde die Gruppe geteilt und getrennt über das Experimentierfeld geführt. Mit hohem Interesse verfolgten die Mitglieder der Genossenschaft Netzwerk Stein die Führungen von Herrn Günter Czasny und Herr Max Geiger, der die zweite Gruppe begleitete. In verschiedenen Bereichen konnte man sehen, wie durch kreative Gestaltungen der Trauer Raum gegeben wird, der Mensch in die Gestaltung einbezogen und zu Handlungen inspiriert und eingeladen wird – anstatt diese zu verbieten.
Durchgefroren und den Kopf voller neuer Eindrücke kehrten wir zurück in den Besprechungsraum, wo Kaffee und Kuchen auf uns wartete. In dem abschließenden Austausch, an dem auch Frau Edith Strassacker teilnahm, wurden die noch offenen Fragen beantwortet, über das Projekt und die weiteren Schritte diskutiert und der Hoffnung, dass die wertvolle Arbeit, die von allen Beteiligten hier geleistet wurde, Früchte tragen wird, Ausdruck gegeben.
Da unser 7. Workshop „Friedhof der Zukunft – Wo bleiben wir?“ im Sommer diesen Jahres in Tuttlingen stattfinden wird, informierten uns unsere Mitglieder Eduard Schnell und Frank Teufel noch über das Gemeinschaftsfeld der Arge Tuttlingen. Diese Anlage, so Eduard Schnell, besteht schon seit vielen Jahren und so konnten wir wertvolle Erkenntnisse gewinnen, wenn es um die Gestaltung von Gemeinschaftsanlagen geht. Wir freuen uns auf diesen Termin und können allen Mitgliedern und auch „noch nicht Mitgliedern“ ans Herz legen, an dem Workshop teilzunehmen. Denn die Erkenntnisse der letzten Veranstaltungen unter diesem Thema und die Aufforderungen der verschiedenen Referenten muss für unser Gewerk Ansporn sein, sich aktiv in die Friedhofsplanung einzubringen. Hierbei die Mitglieder zu unterstützen ist neben der Vertragsverwaltung eines der wichtigsten Aufgaben der Netzwerk Stein und so hoffen wir weiterhin auf eine so rege Teilnahme wie auf unseren letzten Workshops. Also dranbleiben und den Anschluss nicht verpassen!
Müde, aber auch mit der Gewissheit, dass unsere Arbeit auf dem Friedhof einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft leistet, verabschieden wir uns langsam aus Süßen. Unsere Anerkennung gilt der Kunstgießerei Strassacker, Frau Edith Strassacker und Herrn Günter Czasny für ihren wegweisenden Beitrag zum Friedhof der Zukunft.